Die Ligen-Struktur wird sich verändern, künftig spielt der Nachwuchs in den Kreisligen A bis C. Die Neuerung wird auch kritisch gesehen.
Die Ligen-Struktur im Jugendfußball des Kreises Oberhausen/Bottrop wird sich mit Beginn der kommenden Saison verändern. Wie die Vereine jüngst mehrheitlich beschlossen, wird es ab sofort keine Leistungsklassen mehr geben. Dies wird mit der stetig abnehmenden Zahl an gemeldeten Jugendmannschaften als auch der immer stärker auseinanderklaffenden Leistungsstärke der Teams begründet.
Den Vereinen wurde die Veränderung vor gut einem Monat vorgestellt und nach zahlreichen Gesprächen und Anpassungswünschen nun mit einer Mehrheit von 19:11-Stimmen beschlossen. Statt der Leistungsklassen und den gerne als „Bauernliga“ bezeichneten Kreisklassen in den Altersklassen der A- bis D-Junioren wird es in Zukunft ähnlich dem Seniorenbereich eine Kreisliga A, B und C geben. Mit dem Unterschied, dass es keine starre Auf- und Abstiegsregelung gibt.
Quali-Runde bis zum Winter
Die gemeldeten Mannschaften werden zunächst in zwei Quali-Gruppen mit bis zu 16 Teams aufgeteilt, die ab Ende August in einer einfachen Runde gegeneinander antreten werden. Im Dezember „wird es dann einen Cut geben“, wie Kreisjugendwart Dieter Wilms erläutert. Die besten vier Mannschaften beider Gruppen bilden dann in der bisherigen Rückrunde die Kreisliga A. Dort wird mit einer Hin- und Rückserie der Kreismeister ermittelt, der mit Ausnahme der D-Jugend an den Relegationsspielen zur Niederrheinliga teilnimmt.
Die weiteren Mannschaften bilden die Kreisliga B und C. Dazu gehören auch die Reservemannschaften oder Teams der jüngeren Jahrgänge, die ebenfalls an der Quali-Runde im Herbst teilnehmen.
Damit auch immer die besten Teams in der Kreisliga A spielen, wird in jedem Jahr in der ersten Hälfte der Saison eine Quali-Runde geben. Damit soll verhindert werden, dass wie in der abgelaufenen Saison Mannschaften mit über 200 Gegentoren – durch Rückzüge anderer Vereine innerhalb der Saison – den Klassenerhalt in der Leistungsklasse schaffen. Daher war auch die Mehrheit der Trainer für die neue Ligen-Struktur.
Rückzüge zu Beginn der Saison haben dann weniger negative Auswirkungen auf andere Teams und können besser abgefedert werden.
Damit wäre neben dem Leistungsgefälle auch der zweite Grund für die Neustrukturierung genannt. Die Zahl der gemeldeten Teams im Kreis ist in den vergangenen Jahren stets rückläufig. „Vor gut zehn Jahren hatten wir noch an die 400 Mannschaften“, erinnert sich Wilms, „in der abgelaufenen Saison waren es 320 inklusive der wachsenden Zahl an Mädchenmannschaften.“
In den jüngeren Altersklassen ist der Rückgang an Teams noch am geringsten. Aber auch hier wird es in der neuen Saison eine Neuregelung geben. „Wir werden auch bei den Kleinen Gruppen schaffen und sie im Winter dann neu einteilen“, informiert Wilms, um allzu große Leistungsunterschiede mit irrwitzig hohen Ergebnissen zumindest abzufedern. „Das hilft schließlich niemandem, wenn die einen nicht gefordert werden und die anderen an Motivation verlieren“, findet Wilms.
Kritik aus Bottrop
Begeistert sind allerdings nicht alle Vereine. „Eigentlich war das Ziel, den Jugendfußball wieder attraktiver zu machen. Damit wird das Gegenteil geschehen“, sagt Marco Langnickel, Jugendleiter des SV Rhenania. „Die Teams, die es bis zum Winter nicht in die Kreisliga A schaffen, spielen dann den Rest der Saison nur noch ,Freundschaftsspiele’. Auch die Wechsel im Winter werden weiter ausarten.“
Beim SV Fortuna trauert man der Leistungsklasse auch hinterher – immerhin hatten sich gerade die D- und die C-Jugend dafür qualifiziert. „Das ist schade“, sagt D-Jugendtrainer Rafael Brenci. „Ich verstehe die Intention hinter der Reform. Aber einer der Beweggründe, das Wegbrechen der A- und B-Jugendteams, wird dadurch nicht angegangen.“
Auch Kevin Wagener, der neue A-Jugend-Trainer des VfB Bottrop, ist skeptisch. „Ich glaube nicht, dass sich viel ändern wird. Dazu ist es ärgerlich, dass diese Entscheidung erst so kurzfristig mitgeteilt wurde. Da hätte sich der Verein die harte Arbeit der jüngsten Monate mit Blick auf den Klassenerhalt der A-Jugend sparen können.“
Text: Ralf Bögeholz / Björn Goldmann
Quelle: WAZ