Bericht eines Zeitzeugen über die ersten 25 Jahre

An der Schwelle dieses Jahrhunderts eroberte in einem wahren Sturmlauf die Herzen unserer Jugend eine neue Sportart: Das Fußballspiel.

 

In den Großstädten des Deutschen Reiches hatte die Gründung von Stadtverbänden, die für einheitliche Spielregeln und für die Ausgestaltung des Spielbetriebes Sorge trugen, dazu beigetragen, dass dem neuen Spiel immer mehr Anhänger zuströmten. Nur die Turnvereine, die die Träger dieser neuen, immer weitere Kreise an sich ziehenden Leibesübung hätten werden sollen, blieben ihr fern und begannen, gestützt auf die Behörden, dieses neue Rasenspiel und seine Anhänger zu bekämpfen.

 

Um der weiteren Entwicklung dieses Spieles den Boden zu untergraben, wurde vor allem die Schule von den Gegnern mobil gemacht. Es hagelte Verbote über Verbote und Strafen über Strafen gegen Schüler, die sich an dem doch liebgewonnenen Spiel beteiligten. So kam es vor, dass an jedem Montagmorgen besonders die Schüler höherer Schulen von ihren alten Oberlehrern mit der Frage empfangen wurden: "Häss' all wier de witte Büx an hat?" Wurde diese Frage dann bejaht, gab es eine doppelte Portion ungebrannter Holzasche.

Um diese Zeit der Jahrhundertwende fanden sich auch in Bottrop, das etwa 24.000 Einwohner hatte, einige beherzte Männer, die den Entschluss fassten, die damals noch junge Bewegung der Leibesübungen aus der Turnhalle hinaus ins Freie, auf den grünen Rasen, zu verlegen.

Am 29. Juni 1900 fand im Hotel Bremer, dem heutigen "Westfälischen Hof", eine öffentliche Sitzung statt, in der nach Vorträgen über verschiedene Gebiete der Leibesübungen die Versammlungsteilnehmer sich zu einem Verein zusammenschlossen.

Dieser Zusammenschluss erfolgte vornehmlich durch die Initiative des Rechnungsrates Hermann, der am Bottroper Amtsgericht tätig war und beim Silberjubiläum des Vereins 1925 zu den Ehrengästen zählte.

An dieser denkwürdigen Versammlung nahm damals auch Heinrich Sicking, lange Zeit Rechnungsführer des Vereins, teil. Als Gründer des VfB Bottrop werden zudem die Herren Schaffer, Brammer, Noak, Wagner, Lehnert und Höpfner genannt.

Gleich nach der Gründung wandte sich der neue Verein an den Zentralausschuss für Jugendpflege in Bonn. Dessen Vorsitzender, Freiherr von Schenkendorf, sandte ein Antwortschreiben an den Verein. Diesem lag neben zahlreichen Schriften auch eine Einladung zum Verbandsfest des Rheinisch-Westfälischen Spielverbandes Düsseldorf bei.

Der am 23. Oktober 1898 im Düsseldorfer Hotel Giesen gegründete "Rheinische Spielverband" hatte sich 1900 auf seinem sechsten Verbandstag in den "Rheinisch-Westfälischen Spielverband" umbenannt, da einige westfälische Vereine inzwischen beigetreten waren. Zu diesen ersten Westfalen zählte auch der VfB Bottrop. Dieser trug zunächst aber noch den Titel "Verein für Turn- und Volksspiele". Von den Verbandsleitern wurde den Vereinsvertretern weitgehendste Unterstützung zugesagt. Da man diese Versprechungen damals auch in die Tat umsetzte, konnte der Spielbetrieb froher Zuversicht aufgenommen werden.

Dazu kam weiterer Zuspruch aus der Bürgerschaft, von Beamten und Angestellten des Katasteramtes, des Amtsgerichtes, des Rathauses und den Zechenverwaltungen. Auch einige Lehrpersonen sollen sich damals sehr angetan von der neuen Leibesübung gezeigt haben. Der Spielbetrieb wurde im ersten Vereinsjahr des VfB Bottrop bis zum Spätherbst durchgeführt. Zur ersten Jahresversammlung erschienen sage und schreibe zwei Mitglieder.

Trotz der geringen Anteilnahme ließ man sich nicht abschrecken. Im März 1901 wurde der Spielbetrieb mit neuem Eifer wieder aufgenommen. Das ganze Jahr hindurch spielte man mit Tamburin, Schlagball und Kricket. Der zweite Jahresbericht konnte schon 20 Mitglieder nachweisen. Am Schluss des Jahres 1903 zählte der Verein bereits 40 Mitglieder.

Inzwischen war auch der Verband durch den Ausbau der Organisation einen guten Schritt voran gekommen. Das Verbandsgebiet hatte man im Jahre 1908 bereits in drei Bezirke eingeteilt. An deren Spitze stand jeweils ein drei Mitglieder zählender Spielausschuss. Der erste Bezirk umfasste das Gebiet der Städte Köln, Bonn und Siegen. Der zweite Bezirk wurde von Mönchengladbach, Düsseldorf und Solingen gebildet. In den dritten Bezirk, zu dem Bottrop gehörte, kamen die Städte Duisburg, Essen und Dortmund.

Für die Weiterentwicklung des Spielbetriebes wurde in den Ausschüssen ein gewaltiges Stück Arbeit geleistet. So führte man die Fußball-Meisterschaftsspiele ein. Die Vereine in den drei Bezirken waren in drei Klassen eingeteilt worden.

1908 wurde dann auch im Verein für Turn- und Volksspiele das in Bottrop noch unbekannt gebliebene Fußballspiel mit in den Spielbetrieb aufgenommen. Zum ersten Mal sahen die interessierten Bottroper damals ein Fußball-Wettspiel. Als Gegner hatte man den Spiel- und Sportverein 96 Schalke verpflichtet.

Als Schiedrichter fungierte damals ein Herr Riese vom Essener Sportverein 1899. Tausende Zuschauer waren erschienen - unter ihnen auch der Bottroper Amtmann Böckenhoff mit der Gemeindevertretung. Der Spielort für das erste Fußball-Wettspiel war der Platz zwischen der Schule Lehmkuhle und der Essener Straße. Die Schalker ließen aber keinen Premierenbonus gelten und fertigten die Bottroper mit 0:7 Toren ab. So endete das erste Fußballspiel der Vereinsgeschichte mit einer deftigen Niederlage.

Die erste Meisterschaft
1913/14 setzte man sich erstmals durch

Durch den Zusammenschluss waren in den Reihen des Spielvereins gute Kräfte. In der Spielzeit 1913/14 errang die erste Mannschaft in der freien Vereinigung "Emscherthaler Spielverband" die Meisterschaft. Diese errangen folgende Spieler:

    Huda Vinzent    
  Schäfer   Lazar  
Goldkamp Skowronnek Weis
Huda Jos. Huda Joh. Scheurer Kurka Jordan


1919/1920 spielte man im Essener Bezirk, da die Eisenbahn noch sehr unregelmäßig fuhr und die Spielplätze der Gegner zu Fuß oder mit der Straßenbahn besser erreicht werden konnten. Die erste Mannschaft spielte in der B-Klasse mit den Vereinen Helene-Amalia, Turnerbund Bergeborbeck, Jugend Essen und anderen. Kurz vor Ende der ersten Serie schienen die erfolgreichen Spiele gefährdet zu sein. Angeblich sei ein VfB-Spieler nicht spielberechtigt gewesen. Sieben Punkte wollte man dem VfB damals abziehen.
Da jedoch in der zweiten Serie alle Spiele gewonnen wurden, erreichte die Mannschaft mit einem Punkt Rückstand auf Helene-Amalia die zweite Stelle und schaffte dadurch den Aufstieg in die A-Klasse.


Den Aufstieg erreichten folgende Spieler:

 

    Scheier    
  Hausmann   Kurka  
Zaczek Lazar Goldkamp
Göttling Scheliga Eleser Sikora

Jordan

Im Jubiläumsjahr den 6. Platz erkämpft


Der VfB konnte als einziges Team den VfL Krefeld zu Hause schlagen 1923 begann die Stadtverwaltung mit dem Platzumbau. Auf einem Platz des Geländes, auf dem das Knappschaftskrankenhaus stand, wurden nun Meisterschafts- und Freundschaftsspiele ausgetragen. Die erste Mannschaft spielte durchweg mit der selben Aufstellung wie im Spieljahr zuvor. Nur mit der Ausnahme das zeitweilig die Verteidiger wechselten, zu denen sich der Nürnberger Karl Sörgel gesellte, der in Bottrop seine erste Wahlheimat fand. Sörgel wechselte sich zudem auf dem Mittelstürmerposten mit Sikora ab.

Am 17. Dezember 1923 war der Essener Turnerbund, der seit diesem Tage den Namen ETB Schwarz-Weiß Essen führte, zu Gast beim VfB. Die erste Mannschaft des VfB lieferte ein ganz vorzügliches Spiel und gewann mit 3:2 Toren.

Ostern 1924 hatte der VfB seine erste internationale Begegnung. Zu Gast war Meteor Prag. Vor mehreren tausend Zuschauern kam es zu einem interessanten und abwechslungsreichen Kampfspiel, in dem die VfB-Elf sich tapfer schlug und am Ende mit nur 0:2 Toren unterlag. Ein achtbarer Erfolg, denn Meteor Prag galt damals als sehr starke Mannschaft.

Der Platzumbau wurde im Herbst 1924 beendet. Anlässlich der Vaterländischen Spiele am 20. Juli 1924 wurde dem Verein der Platz übergeben. In der Sportwoche vom 1. bis 10. August wurden Pokalspiele um den vom ersten Vorsitzenden Josef Freitag gestifteten Pokal ausgetragen. Der Höhepunkt der Sportwoche war für den VfB das Spiel gegen Hannover 96, das unentschieden 1:1 endete. Im Schlussspiel der Werbewoche wurde Tura Bonn mit 6:0 besiegt.

Dem Vorstand, der von Josef Freitag angeführt wurde, gehörten ferner die Herren Tambor als zweiter Vorsitzender, Thiele als erster und Mennekes als zweiter Geschäftsführer an. Hermann Lugge war erster, Georg Decker zweiter Rechnungs-führer. Josef Danabowski war Jugendobmann.

Die Meisterschaftssaison 1924/1925 begann unter denkbar ungünstigen Voraussetzungen. Drei der besten VfB-Spieler hatten den Verein verlassen. Das 1:1-Ergebnis im ersten Spiel gegen Meiderich 06 war noch schmeichelhaft. Nach der beschämenden 1:4-Niederlage gegen Preußen Duisburg und dem knappen 1:0-Sieg gegen Beeck wurde der VfB von Preußen Krefeld mit 5:0 Toren geschlagen.

Doch dann schafften die Bottroper das, was in dieser Serie keiner anderen Mannschaft gelang: Sie schlugen den VfL Krefeld auf eigenem Platze mit 3:2 Toren. Es kam wieder Selbstvertrauen in die Mannschaft. Es folgten Siege gegen Union Hamborn mit 2:1, Rasensport Mülheim mit 4:1 Toren und viele andere.

Schließlich belegte das Team im Jubiläumsjahr des 25-jährigen Bestehens unter 16 Vereinen mit 18 Punkten den 6. Tabellenplatz ein. Das Jubelfest selbst war ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte. Die Ehrung der Jubilare, die Enthüllung und Einweihung des Ehrenmals für die gefallenen Sportler, zwei Spiele der ersten Mannschaft gegen den Spielverein Rheydt, gewonnen mit 3:1, und gegen Schwarz-Weiß Essen, unentschieden 1:1, und das Zusammentreffen der besten deutschen Leichtathleten waren die Höhepunkte der Jubiläumswoche.




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